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Das „Selbstbildnis im blauen Rock“ ist eines von vielen Selbstporträts im Œuvre von Philipp Otto Runge. Das Bild entstand in einer Zeit, als es die Fotografie noch nicht gab, erst 1826 gelang es das erste beständige Bild auf einer asphaltbeschichteten Zinnplatte aufzunehmen. Runge malt sich selbst mit Ölfarbe auf eine 40.3cm x 28.9cm große Eichenholzplatte. Es ist eine Selbstdarstellung, die präzise komponiert und durchdacht viele Stunden zur Ausführung brauchte. Im 19. Jahrhundert mussten sich Maler:innen und später auch Fotograf:innen dabei oft noch mit einem Spiegel behelfen, heute ist es einfacher zur Selbstdarstellung zu kommen. 200 Jahre später ist das Smartphone zum häufigsten Bildträger geworden, Abbild und Spiegel zugleich. „Aus dem ‚Ich denke, also bin ich‘ ist ein ‚Ich fotografiere, ich dokumentiere, also bin ich‘ geworden“, schreibt Alain Bieber, Kurator der Ausstellung Ego-Update. Stellte sich Runge zu Lebzeiten noch sinnend auf seinem Stuhl da, den Gedanken nachhängend, würde er heute dabei vielleicht auf sein Smartphone schauen und sich selbst betrachten?